Geht das auch nett?

Über Kommunikation, Social Skills und Training

Steven

November 11, 2019

Es war mal wieder einer von den diesen Tagen; wenn mich jemand gefragt hätte: „Beschreiben Sie den Ort Ihres Hobbies mit 3 Worten“ hätte ich geantwortet „Planet der Affen!“ – Auch, wenn ich mich noch so sehr bemühte, auf meinem Sach-Ohr zu empfangen, klappte das ganz und gar nicht und ich fühlte mich eigentlich nur von klein-geistigen Idioten umzingelt.

Es machte es auch überhaupt nicht besser, dass mich über WhatsApp von zu Hause die Sach-Information erreichte „Bier ist alle!“ – dies wäre in eine wütende Sprachnachricht ausgeartet, mit dem unsachlichen Hinweis, dass ein ganzer Fuhrpark zu Hause rumstehen würde, mit dem man ja mal zum Getränkemarkt fahren könne. Allerdings war mein Handy zum Glück gerade damit ausgelastet, Anti-Aggressions Training Sequenzen mit lautem Bass abzuspielen.

So fuhr ich dann äußerst schlecht gelaunt mit wippenden Fensterscheiben auf den Parkplatz des Getränkemarktes meines Vertrauens, um da sachlich-fachlich korrekt das gewünschte Getränk zu besorgen.

Glücklicherweise, für meine Mitmenschen und für mich, war ich alleine im Laden und deshalb auch zügig an der Kasse. Der junge Mann hinter der Theke strahlte mich an und nannte mir den Betrag. Da ich alleine war, dachte ich mir, könnte ich ja mein armes Portemonnaie erleichtern und ein bisschen Kleingeld loswerden. Ich legte also ein paar Münzen hin, die der junge Mann fröhlich entgegennahm und mir dann freudestrahlend mitteilte: „Das ist eine äußerst charmante Anzahlung – leider reicht es nicht ganz.“

Diese Heiterkeit war ja sowas von ansteckend und mir entfuhr ein „Damn! Der Mann kann rechnen…“- „Ja krass – Awesome oder?“ und dann schob er noch hinterher: „Ist das nicht einfach so – so viele Sachen klingen einfach cooler im Englischen, oder?“

Er heißt Steven – und meine schlechte Laune verdunstete buchstäblich. Er studiert Lehramt, Kunst und Technik und hat 3 Kinder – Amy, Eileen und Matthes Thorin – wenn er nicht vorher schon mein Held war dann auf jeden Fall jetzt – jemand der sein Kind nach Thorin Oakenshield aus dem Hobbit benennt, ist einfach Awesome!

Er hat einen englischen Soldaten Vater und eine deutsche Mutter und war letzten Sommer etliche Meilen über die grüne Insel gedriftet, um seine englischsprachige Familie zu besuchen. English and proud of it – sein Tattoo auf dem Unterarm.

Außerdem ist er auch in Skandinavien vernarrt und sehr interessiert an den Wikingern, dem skandinavischem Schulsystem und wenn ich da ja gelebt hatte – immerhin ein Drittel meines Lebens - wie um Gottes Willen konnte ich nur nach Deutschland ziehen?

Steven und ich haben uns für demnächst im Irish Pub verabredet. Dort werden wir angeregt und heiter die Schulsysteme Englands, Deutschlands und Skandinavien vergleichen untermalt mit etlichen englischen Ausdrücken – da bin ich mir ziemlich sicher.

Milde gestimmt fuhr ich vom Parkplatz, um die Männer zu Hause ganz sachlich bei meiner Ankunft zu informieren „das Bier ist da“ – und dann erstmal ein schönes langes Bad nehmen.